FUCHS in den Medien

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Stocks, 30. November 2006, Von Sigurd Fleischer*

Bankentest: Der Sieger heißt Berenberg Bank


Das Schweizer Private Banking hat beim Service aufgeholt. Das zeigt der Test des Finanz- und Wirtschaftsverlags FUCHSBRIEFE.

Die Berliner FUCHSBRIEFE sind alljährlich inkognito unterwegs, um die Leistungen von Banken und unabhängigen Vermögensverwaltern im gesamten deutschen Sprachraum zu untersuchen. Die Ergebnisse werden in einer länderübergreifenden Vergleichsstudie veröffentlicht.

Das Ranking hat sich mittlerweile zu einer wichtigen Referenz für deutsche Kunden entwickelt.

In diesem Jahr waren die FUCHS-Tester bei insgesamt 103 Vermögensmanagern zu Gast, von denen 38 aus der Schweiz stammten.

Dabei wurden die Anlagespezialisten mit dem Fall eines vermögenden Kunden konfrontiert, der mehrere Erbschaften gemacht hatte. Der Kunde beabsichtigte einerseits, sein Vermögen sinnvoll umzustrukturieren, hatte andererseits aber auch emotionale Bindungen zu Teilen seines bisherigen Eigentums. Das umzuschichtende Geld sollte sicher und ertragreich angelegt werden. Darüber hinaus äusserte der vermeintliche Klient die Absicht, seine Tochter zu enterben ¬ was nach dem geltenden deutschen Recht aber gar nicht möglich ist.

Dieser komplizierte Fall verlangte den Beratern einiges ab. Sie sollten im Beratungsgespräch Fingerspitzengefühl zeigen und den potenziellen Neukunden mit einem durchdachten Anlagevorschlag für sich gewinnen. Dazu waren unter anderem Kenntnisse des deutschen Steuer- und Erbrechts unabdingbar, denn eine "Offshore-Lösung" war nicht gefragt.

In der Disziplin Beratungsgespräch - hierfür verteilten die Fuchsbriefe maximal 40 von 100 möglichen Punkten - machten die Schweizer erheblichen Boden gut. Etwa jede zweite Adresse wurde in dieser Kategorie mit 30 oder mehr Punkten ausgezeichnet ¬ ein Zeichen für die gewachsene Bereitschaft, auf die individuellen Bedürfnisse anspruchsvoller Privatkunden einzugehen und vorzüglichen Service zu bieten.

Die zweite Disziplin Anlagevorschlag liess die einheimischen Vermögensmanager hingegen wieder zurückfallen. Kein einziges Haus legte für unseren "Noch-nicht-Kunden" einen massgeschneiderten Anlagevorschlag vor, der an das Niveau der besten deutschen Konkurrenten heranreichte. Man zeigte sich also vergleichsweise zugeknöpft. Diese Zurückhaltung kostete jedoch wertvolle Plätze, denn auch der Anlagevorschlag floss mit maximal 40 Punkten in die Wertung ein.

Ganz offensichtlich sind die Häuser bemüht, keine Gratisarbeiten zu verrichten, die dann möglicherweise als Grundlage für den Anlagevorschlag eines Wettbewerbers dienen könnten. Kundinnen und Kunden dürften sich von dieser Attitüde jedoch eher abgestossen fühlen, zumal sie derlei Misstrauen von deutschen oder österreichischen Banken nicht gewohnt sind.

Ein differenziertes Bild ergab die letzte Wertungskategorie, die Vertrauensbasis, für die es maximal 20 Punkte gab. Dazu wurden die einzelnen Häuser offiziell angeschrieben und um Unternehmensinformationen gebeten. Die Fuchsbriefe fragten z.B., wie viele Kunden ein einzelner Berater im Durchschnitt betreut - eine wichtige Kennziffer für Qualität im Private Banking. Einige der Befragten beantworteten die gestellten Fragen umfassend und präzise, andere antworteten überhaupt nicht, was sie im Ranking weit nach hinten fallen liess.

Gesamtjahressieger unter den Teilnehmern aus der Schweiz: die Zürcher Niederlassung der Berenberg Bank, die in allen drei Wertungskategorien glänzte. Auf Platz zwei kam die Bank Vontobel; sie lieferte das beste Beratungsgespräch ab. Sie hätte sich mit einer Spitzenleistung in der Kategorie Anlagevorschlag bei der diesjährigen Wertung noch weiter nach vorn bringen können. Auf den dritten Rang schliesslich schob sich die LGT Bank (Schweiz), die ausgewogene Leistungen in allen drei Wertungskategorien präsentierte.

Dass mit Berenberg ein Haus ausländischer Herkunft ganz vorne liegt, kommt nicht von ungefähr: Die Berenberg Bank führt die bis 2001 zurückreichende "ewige Bestenliste" an, und eine deutsche Niederlassung der Hamburger Privatbank entschied auch dieses Jahr die länderübergreifende Gesamtwertung für sich.

Berenberg darf sich nun mit dem Titel "bester Vermögensmanager für 2007" schmücken. Auf den Rängen zwei und drei der länderübergreifenden Bewertung folgten mit den Hauck & Aufhäuser Privatbankiers und der Frankfurter Niederlassung der Rothschild Vermögensverwaltung ebenfalls deutsche Adressen.

Die Preisträger wurden am 27. November auf einer Festveranstaltung im Berliner Hilton-Hotel für ihre Leistungen ausgezeichnet.

Chancen auf einen der internationalen Spitzenplätze hatten die Schweizer auch diesmal nicht - zu groß war der Vorsprung, den sich die mehrheitlich deutschen Konkurrenten in der Wertungskategorie Anlagevorschlag erkämpften. Die besten Schweizer tauchen erst ausserhalb der Medaillenränge auf und "nur" mit ausländischen Niederlassungen: UBS Luxemburg auf Platz fünf und Credit Suisse Deutschland auf Platz sieben. Die Berenberg Bank Schweiz erreicht in der internationalen Wertung Platz 13.

Doch der Rückstand für die Schweizer Institute ist nicht uneinholbar. Wer individuellere Anlagevorschläge ausarbeitet und mehr Kompetenz hinsichtlich steuerrechtlicher und erbrechtlicher Fragestellungen bündelt, kann ganz vorne mitspielen. Er muss es nur wollen.