FUCHS in den Medien

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Die Stiftung, 1. Juni 2009

Vermögensverwalter-Test 2009: Wenige Könner

In Deutschland wächst die Zahl der Stiftungen - und bis zum Einbruch der Märkte 2008 wuchsen auch die Stiftungsvermögen. Die Finanzkrise hat jedoch ans Tageslicht gebracht, dass viele Stiftungsvermögen nicht mit der nötigen Professionalität gemanagt werden. Kein Wunder: Es fehlte an klaren Qualitätsmaßstäben und entsprechenden Marktuntersuchungen, die die Anbieter auf deren Leistungsfähigkeit überprüften. Der Unternehmerverlag Fuchsbriefe hat sich gemeinsam mit einigen Partnern zum zweiten Mal genau dieser Aufgabe gestellt. Das Ergebnis ist besser als im Vorjahr, aber immer noch unbefriedigend: Nur 30% der Kandidaten erhielten die Note "empfehlenswert".
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Ohne Moos nix los. Viele Stiftungsvorstände, die (hoffentlich) an die Ausschüttung ausreichender Fördermittelbeträge gewöhnt sind, werden in diesem Jahr erstmals die Erfahrung machen, dass selbst vermeintlich konservativ ausgerichtete Stiftungsvermögen Verluste einfahren können und somit kein Geld für neue Projekte im Topf ist. Selbst die Vermögen der - wegen ihrer zweifellos intelligenten Diversifizierungsstrategien hoch gelobten - amerikanischen Universitätsstiftungen sind zweistellig eingebrochen. Auch zahlreiche der mittlerweile mehr als 16.000 gemeinnützigen Stiftungen in Deutschland haben einen solchen Einbruch erlebt. Vor diesem Hintergrund haben Fuchsbriefe zum zweiten Mal in Zusammenarbeit mit Dr. Jörg Richter, geschäftsführender Gesellschafter des Instituts für Qualitätssicherung und Prüfung von Finanzdienstleistungen GmbH (IQF), sowie erstmals mit Deutsche Börse Market Data & Analytics die Leistungen der professionellen Betreuer von Stiftungsvermögen bei Banken und unabhängigen Vermögensverwaltern untersucht. Dabei gab mehr als die Hälfte der 46 Vermögensprofis freimütig Verluste in hoher ein- oder gar zweistelliger Prozenthöhe zu Protokoll.
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Rund 80 Adressen waren zur Abgabe eines Angebotes aufgefordert worden. 46 kamen der Aufforderung nach. Im konkreten Falle wollte ein Stifter aus seinem Privatvermögen eine Stiftung in Bayern errichten, die eine Förderung kirchlicher Zwecke zum Ziel hat. Es sollte eine Freikirche unterstützt werden, die über keine zentral eingetriebenen Einnahmen verfügt. Die Aufgabenstellung war an einen realen Fall angelehnt. Sechs Anbieter erhielten die Bewertung "uneingeschränkt empfehlenswert"(mindestens 80 von 100 erreichbaren Punkten), weitere neun wurden als "empfehlenswert" eingestuft (mindestens 70 Punkte).
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Im Zentrum dieses Teils unserer Bewertung stand die Frage, welcher Anbieter in einem ganz konkreten Depot das optimale Chance-Risiko-Verhältnis für den Stifter zusammenstellt. Höchstens 20 von 100 maximal erzielbaren Punkten gab es für diesen Part unserer Wertung. Er war Teil des Untersuchungsbereichs "Ausarbeitung", welcher insgesamt mit 85% gewichtet wurde. Weitere 15% entfielen auf das Angebot an Stiftungsservices, die ein Anbieter erbringen kann. Schon die Gewichtung zeigt: Zur Ausarbeitung eines Stiftungsportfolios gehört deutlich mehr als die Zusammenstellung von Anlagevehikeln wie Anleihen, Pfandbriefen, Aktien, Hedgefonds und weiteren, der Risikoverteilung dienenden Produkten. "Für uns war von Bedeutung, wie fundiert und logisch die notwendige Vermögensstruktur hergeleitet wird", sagt Dr. Jörg Richter, Geschäftsführender Leiter des IQF. "Eine 08/15-Variante ohne Erläuterungen konnte nicht überzeugen. Für diese Aufgabenstellung war eine Vermögensstrategie zu entwickeln, die wir dann gesondert bewertet haben."
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Ein Stifter weiß in der Regel nicht, was ein Stiftungsmanager an Informationen benötigt, um gute Arbeit zu leisten. Daher hatten die Testkandidaten die Möglichkeit, weitere Informationen zu erfragen. Wer dies getan hat, konnte wichtige Details in seinen Vorschlag integrieren. Wer darauf verzichtete, konnte nur mit Anstrengungen gute Arbeit leisten. Daher haben wir auch die Sorgfalt bei der Evaluation bewertet. Die gute Nachricht: Gut drei Viertel aller Häuser nutzten diese Möglichkeit.
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Gerade bei kleineren Stiftungen wird sich der Stifter auf sein ureigenstes Feld konzentrieren wollen: die Neumittel-Einwerbung. Bürokram, Schriftwechsel mit Behörden, Controllingaufgaben, Änderungen im Stiftungs- und Steuerrecht - das alles ist ihm eher eine lästige Pflicht. Insofern wird er dankbar sein für Services, die ihm weitgehend den Rücken frei halten oder ihn beim Fundraising unterstützen. Deshalb haben wir auch diesen Punkt in unsere Bewertung einbezogen: Welches Angebot an Stiftungsservices zur Stiftungsgründung, späteren -verwaltung und -betreuung hält eine Bank bereit, die sich dem Thema verschrieben hat? Wer einen Stifter betreuen will, wird insbesondere dann auf Vertrauen stoßen, wenn er über Erfahrung auf diesem speziellen Gebiet verfügt. Das Gros der von uns unter die Lupe genommenen Stiftungsmanager hat dies: 13 Anbieter sind schon zwischen 10 und 25 Jahren im Geschäft, neun seit mehr als 50 Jahren. Die Anzahl fremd betreuter Stiftungen lässt ebenfalls auf ein hohes Erfahrungspotenzial schließen: Das Gros (24 Anbieter) betreut mehr als 50 Stiftungen, 25 Anbieter haben auch eine eigene Stiftung gegründet. Neun Anbieter - die Baden-Württembergische Bank, die Bank Sarasin, die HVB, HSBC Trinkaus & Burkhardt, die Berenberg Bank, die Deutsche Bank, die Nord/LB, Sal. Oppenheim und UBS Deutschland - haben ein Volumen von mehr als einer halben Milliarde Euro Stiftungsvermögen unter ihren Fittichen, 13 zwischen 100 und 500 Mio. Euro. Auch die personelle Ausstattung mit ausgebildetem und erfahrenem Fachpersonal ist meist gut bis sehr gut (gemessen an der Größe des Dienstleisters). Nur in neun Fällen haben wir uns notiert, dass die Stiftungskompetenz im jeweiligen Hause doch eher unzureichend ist.
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Im Vergleich zum Markttest im Vorjahr haben nicht nur deutlich mehr Anbieter Vorschläge eingereicht - damals waren es 33 Teilnehmer; es zeigt sich auch eine leichte qualitative Verbesserung der Ausarbeitungen. Im Vorjahr waren knapp unter 30% der Anbieter "empfehlenswert", diesmal knapp über 30%. Doch aus Sicht der Stifter, die Vermögensprofis als Partner suchen, ist diese Situation immer noch unbefriedigend. Es muss noch eine deutliche Qualitätsverbesserung in der Breite einziehen, damit die Masse der Stiftungsvermögen wirklich gut betreut werden kann.