FUCHS in den Medien

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Financial Times Deutschland, 7. Juli 2008

Umdenken bei den Eidgenossen


Nachdem die Finanzkrise die großen Schweizer Institute schwer gebeutelt hat, setzt der Skandal um UBS dem Bankplatz Schweiz weiter zu. Beihilfe zur Steuerhinterziehung für reiche Amerikaner lautet der Vorwurf gegen den vom Volumen her größten Vermögensverwalter der Welt. Bestätigen sich die Anschuldigungen, wäre dies ein weiterer Schlag für den Ruf der Schweiz als seriöser Hort für Vermögende.

Aus Sicht deutscher Anleger und Vermögensverwalter scheint die Nachfrage nach von Schweizer Banken gemanagten Vermögen zu stocken. Im Topranking der Vermögensmanager 2008 taucht im FUCHS-Report unter den ersten zehn Vermögensmanagern nur eine Institution mit Sitz in der Schweiz auf - die Dependance der deutschen Privatbank Berenberg. Berenberg ist bereits seit 20 Jahren in der Schweiz vertreten. Heute betreut der Schweizer Ableger Kunden aus den USA, Lateinamerika, Großbritannien, Griechenland, Zypern und dem Mittleren Osten. "Wir haben vor fünf Jahren unser gesamtes internationales Private Banking nach Zürich verlagert, unsere internationale Klientel schätzt den Finanzplatz Zürich", sagt Andreas Brodtmann, Partner der Bank und Mitglied des Verwaltungsrats der Berenberg Bank Schweiz.

Es sei für vermögende Anleger zwar schon immer etwas Besonderes gewesen, Geld in der Schweiz anzulegen, sagt Jürgen Lampe, Vorstand des Controlling- und Ratinginstituts Firstfive. Einen echten Vorteil für deutsche Kunden kann Lampe aber aktuell nicht erkennen: "Deutsche Anleger sparen natürlich die Mehrwertsteuer auf die Verwaltungsgebühr, die in der Regel etwas höher liegt als in Deutschland." Aber dieser positive Mehrwertsteuereffekt werde durch die in der Schweiz übliche Stempelsteuer neutralisiert. Eher spiele das Schweizer Bankgeheimnis die entscheidende Rolle. "Das ist aber inzwischen löchrig wie der Schweizer Käse", so Lampe.

In Beratungsgesprächen von Firstfive, in denen Kunden Interesse an einem Depotmanagement in der Schweiz zeigten, werde als Hauptmotiv genannt, Anlagen auf verschiedene nationale Standorte oder Länder zu verteilen. "Steuern oder Kosten spielen meist keine Rolle." Inwieweit der Fall UBS die Nachfrage nach Vermögensberatung negativ beeinflusst, könne erst in einiger Zeit beantwortet werden, so Lampe. Er stelle fest, dass bei Bedarf in der Schweiz zurzeit die kleineren Institute bevorzugt werden.

Neue Wege gehen nach dem World Wealth Report von Merrill Lynch und Capgemini Consulting die Ultra High Net Worth Individuals (UHNWI). Die mit mehr als 30 Mio. $ ausgestatteten Superreichen tauschen verstärkt Aktien, Anleihen und Zertifikate gegen Liebhaberinvestments. Danach stecken 16 Prozent der Ausgaben in werthaltigen Luxusgütern wie Autos und Jachten, Investments in Kunstsammlungen machen 14 Prozent aus. Das passt zur Analyse, dass Assets vorzugsweise wieder dort positioniert werden, wo man sich sicher fühlt: zu Hause. Immer mehr Reiche ziehen laut World Wealth Report ihre Anlagen aus dem Ausland ab, vor allem aus den USA.

Wie viel davon auf Schweizer Konten landet, hängt nach Ansicht von Ralf Vielhaber, Verlagsgeschäftsführer der Fuchs-Briefe, davon ab, ob die Institute künftig ihr Asset "Diskretion" glaubwürdig verkaufen können. Dazu seien aber nur noch kleinere Privatbanken wie Wegelin & Co. oder die Bank Frey in der Lage, die im Ausland keine Niederlassungen unterhielten und eine "Swiss only"-Strategie verfolgten. "Für die größeren Institute, die über die Landesgrenzen hinaus wirken, reicht das aber nicht mehr", so Vielhaber. Sie hätten ihre Strategie umgestellt und seien mit ganzheitlichen Ansätzen in den Markt zurückgekommen, um auch in der Beratung State of the Art bieten zu können. Ihr Ziel sei es, den Bankplatz Schweiz und sein positives internationales Image mit innovativen Dienstleistungen und individueller Produktvielfalt zu kombinieren.

Karl-Heinz Möller